Patchwork-Decke nähen: wie viel Stoff du dafür brauchst
Möchtest du den Grund wissen, warum ich gerade aus meinen Anfangszeiten immer noch so einige Stoffe in meinem Fundus habe?
Ich hatte Ideen, fand Muster schön, die ich nähen wollte, aber keine Anleitung dazu finden konnte und hatte keinen Schimmer, wie viel Stoff ich eigentlich für meine Entwürfe benötige – geschweige denn, wie ich das im Vorfeld überhaupt heraus bekommen sollte. 🥴
Was habe ich also gemacht, damit mir nicht mitten im Projekt ein Stoff ausgeht, den ich womöglich nicht mehr nachkaufen kann? Richtig: ich habe immer großzügige Mengen gekauft. 🤓
Prinzipiell ist so ein Stoff-Fundus ja nicht verkehrt, aber bei manchen Designs ärgert es mich dann schon, dass ich bei der benötigten Menge völlig daneben lag.
Patchwork Projekte nähen macht vor allem wegen der Stoffe so besonders viel Spaß.
Doch wenn sich die Reste spezieller Designs eines Projektes stapeln (und die passen auch nicht wirklich zu den anderen Stoffen), weil wieder mal die Kalkulation nicht passte, liegt ehrlicherweise auch ganz schön viel Wert herum. 🤨
Nun gefällt dir aber ein Quilt Design, doch es gibt keine Anleitung dazu; du möchtest die Größe anpassen, aber wie ändert sich dann der Stoff-Verbrauch; oder du möchtest einfach nur wissen, ob der Stoff in deinem Fundus für das Projekt ausreicht. 🤔
Dann heißt es, deinen Patchwork-Mathe-Modus einzuschalten - autsch. Mathe ... eigentlich willst du doch nur nähen, aber nun fängst du gar nicht erst mit dem Projekt an. Denn das Jonglieren mit den Zahlen schreckt dich dann doch zu sehr ab. 🤯
Doch bitte glaube mir: Es ist viel einfacher als du vielleicht glaubst.
Anhand einfacher Muster erkläre ich dir, wie du die Stoffmengen für eine Patchwork-Decke ganz simpel berechnen kannst.
Mit dem passenden Freebie dazu, kannst du sogar gleich loslegen und niedliche Baby-Decken nähen.
Und das erwartet dich:
- Bevor es losgehen kann
- Stoff-Menge für eine Patchwork-Decke berechnen
- Einen Block berechnen
- Dreiecke – Zuschnitt vor Mathe
- Andere Formen haben ihre Eigenheiten
In den Beispielen gehe ich davon aus, dass der Stoff in voller Stoffbreite vorliegt und du möglichst effizient (Stoff sparend 😉) zuschneiden möchtest.
Bei Stoffen mit besonderen Mustern kann es passieren, dass du "Muster-schonend" zuschneidest oder "Fuzzy Cutting" anwendest (bestimmte Parts im Stoff werden mitten im Stoff ausgeschnitten) und dadurch würde sich der Stoffverbrauch erhöhen.
In solchen Fällen lässt sich im Vorfeld die Menge leider weniger gut berechnen.
Grundlage für eine Patchwork-Decke
Bevor du mit der Berechnung der einzelnen Stoffe beginnst, musst du einige Grundmaße festlegen.
- Größe der fertigen Decke
Lege die Endgröße deiner Patchwork-Decke fest.
In meinem Beispiel mit den Quadraten wären die Endmaße der Decke 130 cm x 150 cm. - Größe des Blocks
Bestimme die Endgröße (ohne Nahtzugabe) des Blocks. Diese Größe basiert auf den Maßen der Deckengröße (abzgl. Rand). - Plane vorab einen Rand ein
Möchtest du einen Rand als Abschluss deines Quilts haben, ziehst du als erstes die Maße dafür von der endgültigen Deckengröße ab. - Stoff Auswahl
Entscheide, wie viele Stoffe du im Quilt verwenden willst. Dadurch erst kannst du berechnen, welche Menge du von einem Stoff benötigst
Hast du so wie im Bild eine Skizze, kannst du nun die Anzahl der jeweiligen Quadrate einer Farbe zählen.
Am Beispiel der grünen Quadrate wären das 28 Quadrate insgesamt.
Die Berechnung
Da du je Quadrat eine Größe von 11,5 cm benötigst (hier ist die NZG (Nahtzugabe) enthalten), wären das also am Stück 322 cm Stoff (bei einem Stoffstreifen von 11,5 cm Breite).
Du könntest dies nun auf Quadratzentimeter umrechnen, aber in der Regel kaufen wir Stoffe nicht ein, in dem wir die gewünschten Quadratzentimeter angeben. 😉
Patchworkstoffe haben in der Regel allerdings nur eine Breite von 110 cm und dort fallen nochmal ca. 2 cm wegen der Webkante weg (diese kann allerdings unterschiedlich breit sein).
Ich rechne deswegen immer mit 108 cm Breite.
Nun berechnest du wie viele 11,5 cm Quadrate aus einer Stoffbreite von 108 cm zugeschnitten werden können.
108 cm : 11,5 cm = 9,39 – 9 Quadrate können zugeschnitten werden
Um insgesamt 28 Quadrate zu bekommen, berechnest du, wie viele Streifen in 11,5 cm Breite du zuschneiden musst.
28 : 9 = 3,11 – drei Streifen reichen leider nicht aus, weil es nur 27 Quadrate wären
In so einem Fall, würde ich keinen 4. Streifen komplett zuschneiden, sondern nur noch ein einzelnes Quadrat ausschneiden. Für die Stoff-Menge musst du den vierten Streifen allerdings berücksichtigen.
Mit diesen Zahlen kannst du nun ausrechnen, wie viel du von dem grünen Stoff benötigst.
4 x 11,5 cm (Breite der Quadrate) = 46 cm (x 110 cm)
Damit weißt du jetzt, ob ein Stoff aus deinem Fundus ausreicht oder wie viel Stoff du mindestens kaufen musst. Prinzipiell runde ich die Menge eher auf (😉 ich sage nur Stoff Fundus); ist das Design des Stoffes "universell" (also vielseitig kombinierbar) würde ich doch 20 cm extra kaufen. 😅
So gehst du mit allen Quadraten deines Designs vor und weißt letztendlich, wie viel Stoff du jeweils benötigst.
Ich erstelle mir in diesem Fall eine Liste bzw. nutze meinen Quiltplaner, um den Überblick zu behalten.
Einen Block berechnen
Wenn diese Berechnung für einen ganzen Quilt funktioniert, kannst du die Methode ebenso auf einen einzelnen Block anwenden. Mit diesem Ergebnis entwirfst du einen gesamten Quilt mit unterschiedlichen Blöcken und weißt im Vorfeld, wie viel Stoff du benötigst. 🤓
Blöcke wie z.B. Four- oder Nine-Patch Varianten, die ausschließlich aus Quadraten bestehen, berechnest du 1:1 wie in dem Beispiel der Decke.
Blockgröße: 12 inch
Quadratgröße: 4 inch (12 inch : 3 Quadrate/ Reihe)
zzgl. NZG: 4,5 inch
Pinker Stoff: 5 x 4,5 inch = 22,5 inch (x 4,5 inch Breite)
Grüner Stoff: 4 x 4,5 inch = 18 inch (x 4,5 inch Breite)
Du siehst, das Prinzip ist immer dasselbe: du arbeitest dich sozusagen vom Ganzen zum Detail. Von der Decken- oder Blockgröße auf die einzelnen Formen/ Teile des Blocks, für die du die benötigte Menge des Stoffes wissen willst.
Du weißt nun, wie viel Inch (Zentimeter) du von zwei Stoffen für diesen Block bräuchtest und könntest dies auf einen gesamten Quilt hochrechnen. Würdest du also 12 dieser 9-Patch-Blöcke im Design haben wollen, würdest du die Mengen eines Blocks entsprechend mit 12 multiplizieren (unter Berücksichtigung der vorliegenden Stoffbreite und wie viele Quadrate sich daraus zuschneiden lassen).
Ein Block wie Log Cabin verlangt vorab etwas Fleißarbeit, da die Streifen immer länger werden. Wenn hier zusätzlich noch mit verschiedenen Stoffen gearbeitet wird, dann hilft mir nur noch eine Tabelle (Quiltplaner), sonst verliere ich wirklich den Überblick. 🙃
Ich zeige dir die Berechnung hier an einem ganz klassischen Log Cabin Block. (Denn es gibt so viele, schöne Varianten und Gestaltungsmöglichkeiten dieses Blocks, dass es an dieser Stelle definitiv zu weit führen würde.) 😉
Basierend auf einer Blockgröße von 8 inch und einem Mittelquadrat mit 2 inch Seitenlänge, während die Streifenbreite 1 Inch beträgt, ergeben sich folgende Längen der Streifen:
(Rand und Eckquadrate beziehen sich auf das Design des gesamten Quilts, der auf der Kurzanleitung zu finden ist.)
Anhand solch einer Tabelle kannst du nun sehen, wie viel Stoff du für einen Block benötigst. Im Quilt werden 16 Blöcke verwendet, was bedeutet, dass du die Mengen mit 16 multiplizieren musst.
Bedenke immer, dass du für die Berechnung der Stoff-Menge die Angabe inkl. der NZG zu Grunde legst.
Für den Stoff der Teile D-3/D-4 z.B. bedeutet dies:
1 Block = (5,5 inch + 6,5 inch) x 1,5 inch
16 Blöcke = 192 inch x 1,5 inch
Einen Streifen dieser Größe hast du natürlich nicht, womit hier wieder die Stoffbreite ins Spiel kommt. In der Regel liegt der Stoff 42-44 inch breit auf einem Ballen, je nach Hersteller. Rechnen wir einfach mit 40 inch (abzgl. der Webkanten).
Wir brauchen insgesamt 12 inch dieses Stoffes, also rechnest du:
40 inch : 12 inch = 3,33
Du erhältst 3 Streifenpaare (D-3 und D-4) aus der kompletten Stoffbreite. Mit einem Streifen in Breite 1,5 inch könntest also in 3 Log Cabin Blöcken die Teile D-3 und D-4 nähen.
Da wir im Design aber 16 Blöcke verwenden, müssen wir für die gesamte Menge des Stoffes der Teile noch folgendes berechnen:
16 (Blöcke) : 3 (Streifenpaare) = 5,33
Da es wieder für den letzten Rest nicht reicht, brauchen wir mind. 6 Streifen à 1,5 inch Breite, um für alle 16 Blöcke die beiden Teile D-3 und D-4 zuschneiden zu können.
So würdest du für diesen Entwurf alle Stoffmengen berechnen bzw. die Größe beliebig nach deinen Wünschen ändern können.
Berechnung von Dreiecken
Viele Patchwork Blöcke beinhalten dreieckige Formen. Wenn du für diese die benötigte Stoff-Menge berechnen möchtest, kommt es in erster Linie auf die Art an, wie du Dreiecke zuschneidest bzw. mit welcher Technik diese genäht werden.
Die Dreiecke im klassischen Pin Wheel Block sind z.B. rechtwinklige
Dreiecke, die im Patchwork auch als "Schnelle Dreiecke" oder "Half Square Triangle" genäht werden können.
Mit dieser flotten Nähmethode würdest du im Vorfeld Quadrate zuschneiden und keine Dreiecke.
Den Klassiker Flying Geese kannst du aus Dreiecken nähen, aber viele bevorzugen die Methode zwei kleine Quadrate schräg auf ein Rechteck zu nähen und die Ecken zu trimmen.
Ich persönlich mag diese Methode nicht allzu gerne, weil ich es schade um die abgeschnittenen Ecken finde.
(Die können natürlich aufgehoben werden, um daraus etwas zu machen, aber ich bevorzuge den Zuschnitt von Dreiecken ... 😉)
Wenn ich Dreiecke zuschneide, nutze ich dafür dreieckige Lineale und schneide mir Stoffstreifen in der benötigten Höhe der Dreiecke zu (natürlich inkl. der NZG). Das funktioniert allerdings auch nur, wenn das Muster auf dem Stoff keine "Richtung" hat, also auch auf dem Kopf stehen könnte (da bekommt mein innerer Monk die Krise 😄).
Bei Dreiecken bestimmt zunächst der Aufbau des Blocks, wie du die Teile zusammennähen kannst. Dann musst du dich zuerst für eine Näh-Methode entscheiden, bevor du die Stoff-Menge berechnest.
Andere Formen – anderes Vorgehen
Nähst du wie ich gerne Projekte in der "English Paper Piecing" Methode, dann muss ich gestehen, dass es mir zu umständlich ist, die benötigte Größe des Stoffes für z.B. ein Hexagon exakt auf diese Form zu berechnen.
Hier lege ich die Maße des fertigen Hexagons zu Grunde und berechne wie groß ein Viereck sein muss, um daraus ein Hexagon zu schneiden. 😅
Dann kann ich wieder in Quadraten "rechnen". Dasselbe gilt auch für Apple Cores oder jede andere "abweichende" Form.
Für Rauten, die z.B. in Tumbling Blocks verwendet werden, schneide ich wiederum Streifen zu, deren Breite die NZG beinhaltet, um dann mit der 60° Markierung auf dem Lineal die Rauten aus dem Stoff recht flott zuschneiden zu können.
Mit diesen "klaren" Formen hast du wieder eine Grundlage anhand derer du Stoff-Mengen ganz leicht berechnen kannst.
Auch hier gehst du nach dem weiter oben beschriebenen Prinzip vor:
- wie groß muss der Stoff für einen einzelnen Part sein,
- wie oft brauche ich diesen Part in einem Block oder im Quilt
- multipliziere die Einzel-Stoff-Menge mit der Anzahl der benötigten Teile ...
und schon hast du die erforderliche Stoffmenge deines Projekts zur Hand. 😊
Patchwork-Mathe ist ein Kinderspiel
Ich hoffe, dieser Blog Beitrag hat dir den Schrecken oder die Skepsis genommen, dich vor dem Nähen mit den erforderlichen Stoff-Mengen zu beschäftigen.
Natürlich lieben wir Stoff und natürlich wissen wir Patcherinnen, dass man im Grunde nie genug Stoff haben kann. 😇
Aber wenn wir dann nur noch in Unmengen übrig gebliebener Stoffe aus diversen Projekten versinken, dann ist das leider auch schmerzhaft für den Geldbeutel. Denn aus Unsicherheit, ob der Stoff auch ausreichen wird, kaufen wie lieber zu viel als zu wenig.
Doch ich finde das beste, an ein bisschen Patchwork-Mathe im Vorfeld, folgendes:
- du kannst dir deine Wunschgröße eines Quilts nähen
- es gibt keine Materialliste oder Anleitung zu einem Muster – egal, denn du berechnest die Stoff-Menge einfach selbst
- du kannst dir eigene Entwürfe ausdenken und weißt, wie viel Stoff du dafür benötigst
- dir wird nie mehr mitten im Projekt ein Stoff ausgehen (außer bei den ganz spontanen Näh-Aktionen 😉 – da gibt es natürlich nie eine Garantie)
Auch wenn du ab jetzt ein Ass in Patchwork-Mathe sein wirst, bedeutet dies natürlich nicht, dass der ein oder andere Zentimeter mehr beim Stoffkauf ausgeschlossen ist. 😁
Letztendlich entscheidet unsere Vorliebe für Farben, das Design des Stoffes oder das Ausmaß deiner Näh-Ideen wie viel Stoff du dir gönnst.
Aber für alle Fälle ist es nie verkehrt zu wissen, ob dieses eine Stück des ganz besonders passenden Stoffes für dein Vorhaben noch ausreicht.
In diesem Sinne – mögen dir Stoff und Garn nie ausgehen 😄