Handarbeiten macht Spaß!
Textile Handarbeiten definiert
Laut Lexikon und Wörterbuch handelt es sich bei einer Handarbeit, um eine Arbeit (oder einen Gegenstand), die rein von Hand und ohne Zuhilfenahme einer Maschine gefertigt wird. (Quelle: Duden)
Die genaue Formulierung lautet:
"in einer bestimmten Technik (z. B. Sticken, Stricken, Nähen) mit der Hand hergestellte Arbeit aus textilen Werkstoffen"
Im textilen Bereich fallen darunter u.a. folgende Techniken:
- Nadelarbeit: stricken, sticken, nähen, häkeln, stopfen und flicken
- Klassisch: klöppeln, tundeln (Flechttechnik), Occhi (eine Technik, um Spitzen herzustellen), spinnen, weben, filzen, knüpfen
- Sonstige: Makramee, Kumihimo-Flechten, Seidenmalerei, Batik und Textildruck
(Quelle: Wikipedia)
Unter dem Eintrag "Patchwork" findet sich diese Definition:
"Technik zur Herstellung von Decken, Wandbehängen, Kleidern Taschen; Stoff-, seltener Lederteile (Flicken) in unterschiedlichen Formen, Farben und Mustern werden harmonisch zusammengefügt."(Quelle: Der große Coron, Ausgabe 1988)
Nähen ist so viel mehr ...
... als nur an der Nähmaschine zu sitzen und Stoffstücke aneinander zu reihen.
Fragst du Menschen, die handarbeiten, warum sie das tun, wirst du viele gleiche Antworten und ebenso viele unterschiedliche Gründe genannt bekommen.
Was es mir bedeutet, mit meinen Händen etwas zu erschaffen, Ideen in Stoff umzusetzen, kann ich dir allerdings sagen:
Es erfüllt mich zutiefst mit einem Gefühl der Zufriedenheit; dem Selbstvertrauen, etwas Gutes zu Können; der Gewissheit, anderen ein wertvolles Geschenk machen zu können. 🥰
Wenn die Ideen fließen, Gestalt annehmen, sich die erhoffte Wirkung einstellt, ein Top Stück für Stück wächst, die Stoffe harmonieren, die Berechnungen der Teile aufgehen, dann ist das einer dieser Momente im Leben, in denen einfach alles stimmt und passt. 😊
Den fertigen Quilt dann zu "streicheln", die Haptik des Stoffs spüren, das Quilting ertasten, ist ein zusätzlicher Bonuspunkt – besonders wenn du dich mit einem Quilt zudecken kannst. 😌
Meine Erfahrungen
Übertreibe ich, wenn ich sage, dass handarbeiten, oder in meinem Fall nähen, weit mehr ist, als ein nettes Hobby?
Ich denke nicht. Denn in meinen eigenen Kursen habe ich die Erkenntnis gewonnen, dass durch den Prozess des
"selber-etwas-anfertigen" weit mehr mit einem Menschen passiert als es reine Freizeitbeschäftigung sonst vermag.
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Frustrationsgrenze steigt enorm
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Konzentrationsfähigkeit nimmt zu
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Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten wächst
Handarbeiten & ihre unterschätzte Wirkung
Es gibt sie wirklich: Forschungen, die belegen, dass Handarbeiten weit mehr sein kann als nur das schrullige Hobby alter Ladies 😉
Mittlerweile beschäftigen sich bis zu 3/4 der Frauen in Deutschland zumindest ab und zu mit Handarbeiten! Im Vordergrund stehen dabei der Spaß an der Tätigkeit, die Nachhaltigkeit, Stressabbau und etwas Individuelles mit den eigenen Händen anzufertigen. Nähen und stricken führen dabei die Hitliste an 🧶 (kann ich ja gut verstehen) 😊.
Etwas tun für das eigene Wohlbefinden, mehr Gemütlichkeit schaffen und die eigene Umgebung verschönern sind u.a. Gründe, mit dem Handarbeiten zu beginnen. Natürlich unterstützt durch den Trend zum "DIY" (do-it-yourself: hieß halt früher basteln oder handarbeiten, aber das klingt ja nicht so cool) 😎 und dem Wunsch nach Unikaten und keiner immer gleichen Massenware.
Heutzutage, wo wir nicht mehr langwierig die notwendigen Dinge im Leben selber herstellen müssen, wächst das Bedürfnis etwas produktives zu machen. Wir sehen jeden noch so kleinen Fortschritt, der uns mächtig freut und stolz macht, und zum Schluss halten wir unsere Kreativität sogar in Händen ... mit einem gestrickten Schal, einem gepatchten Quilt, einem geschneiderten Rock.
Unsere Kreativität macht uns in vielerlei Hinsicht einzigartig und liefert uns stetig ein Gefühl des Wohlbefindens, des Stolzes und eines positiven Selbstwertgefühls. Wir schalten ab, hören auf zu grübeln und sind ganz im hier und jetzt. Eine unschätzbare Pause für unser Gehirn, dass permanent in Aufruhr ist (Wissenschaftler haben festgestellt, dass die Präsentation vor Kollegen und Chefs ähnliche Hormone ausschüttet als wenn wir vor dem Angriff eines Bären flüchten müssten – unser Körper macht da keinen Unterschied). 🐻
Amerikanische und englische Studien versuchen mittlerweile die Wirkung von kreativen Tätigkeiten, also auch dem Handarbeiten, zu erforschen.
Denn, was wir Handarbeit-Ladies im Grunde schon immer wussten, fördert handarbeiten unsere Gesundheit! 🥳
- schon 20 Minuten Handarbeiten bauen Stress ab, fördern Entspannung, können den Blutdruck senken; bei der kreativen Beschäftigung entsteht ein "Flow", der mit den körperlichen Reaktionen bei einer Meditation gleich zu setzen ist
- Neurologen haben die Vermutung, dass Menschen, die sich kreativ betätigen, ihre kognitiven Fähigkeiten und Verknüpfungen zwischen unterschiedlichen Hirnarealen stärker fördern und damit ein geringeres Risiko für Erkrankungen wie z.B. Demenz aufweisen
- Handarbeiten gehört häufig zu Therapien bei psychischen Erkrankungen wie Burnout, Depressionen und Angstzuständen (im Klinikum Haar in München werden in der Psychiatrie Handarbeiten zu Therapiezwecken eingesetzt)
- Förderung kognitiver Fähigkeiten wie vorrangig natürlich Auge-Hand-Koordination, Merkfähigkeit, Konzentration, aber auch Problemlösungs-Strategien. Neue Herausforderungen werden weniger bedrohlich empfunden und wir stellen uns ihnen entspannter entgegen.
Wenn Du dies alles so liest, fragst Du Dich dann auch, warum wir dann nicht mehr darüber lernen, Kindern nicht viel mehr gezeigt wird und Handarbeiten nicht eine größere Wertschätzung erhält? 🤷🏻♀️
Ich habe mich das gefragt und nun kennst Du einen weiteren meiner Gründe, warum ich mir wünsche, dass viel mehr von uns diese wunderbaren Techniken lernen, leben und weiter geben. 🤩
Quelle: Initiative Handarbeit, März 2021 | Dr. Edda Jaleel, Februar 2017 | Jacque Wilson, Januar 2015 | Amanda Mascarelli, April 2014