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Patchwork Stoffe kaufen leicht gemacht


Meine unschlagbaren Einkaufstipps für deinen Start in die bunte Welt der Patchwork Stoffe ... Teil 2 🤓

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Im ersten Teil ging es um das wo, was und wie viel. In diesem Teil geht es darum, welchen Stoff du auswählst. 

Denn der Anblick hunderter Ballen im Laden können einen vor Ehrfurcht erstarren lassen – wenn du keinen Einkaufszettel dabei hast. Solltest du vorab genau wissen, welchen Stoff und wie viel du davon benötigst, liegt es nur an deiner Selbstdisziplin, mit "was" du den Laden verlassen wirst. 😅

Ich nutze einen Einkauf in der Regel, um das Sortiment einmal durchzugehen (jede Ladenbesitzerin hat ihre eigenen Vorlieben und eine entsprechende Auswahl). Ich schaue, ob es für mich Schätze zu entdecken gibt oder ich meinen Fundus einer bestimmten Farbe erweitern kann. Manchmal kaufe ich auch auf Vorrat, z.B. bei unifarbenen Basics wie schwarz, dunkelblau oder weiß.

Natürlich gibt es auch häufig Muster und Farben, die ich gezielt suche, weil ich für eine Idee, ein Projekt noch einen bestimmten Stoff benötige.
Das sind meist die schwierigsten Einkäufe, weil ich in meiner Vorstellung ein genaues Bild von dem Stoff habe und dann zu wenig Kompromissen bereit bin. 😉


Im Laufe meiner Patchwork Zeit habe ich aber gelernt, geduldig zu sein: ich warte lieber damit, weiter zu nähen, wenn ich den von mir gewünschten Stoff nicht finden kann.
Er wird schon auftauchen, auch wenn das Projekt dadurch zu einem UfO 🛸 (= unfertiges Objekt) mutiert und erstmal in der Schublade landet. 😂


Das wirst Du finden:

 

Welcher Stoff soll es denn sein

Jeder hat seine Lieblingsfarben – und die schaffen wir uns natürlich gerne und mit Leichtigkeit immer wieder an. Und auch hier gilt vor allem, wenn es dir gefällt, dann ist alles gesagt.  
Dennoch möchte ich dir folgende Denkanstöße mitgeben: ein Feuerwerk, den "Wow-Effekt" erzielst du mit Farbenvielfalt und -tiefe.

Ein Ton-in-Ton Quilt mit deiner Lieblingsfarbe wird wunderschön werden. Stoffe aus einer Kollektion werden immer ein harmonisches Ergebnis liefern und wenige Kontraste ergeben eine ruhige Wirkung beim Betrachten (Farben, Hell-Dunkel).

Für mich, und das ist mein individueller Geschmack, fehlt dabei allerdings manchmal das Kribbeln, wenn ich den Quilt betrachte. Ich brauche den "Wow-Effekt", dass ich nicht aufhören kann, mir die Decke, den Wandbehang oder die Tasche anzusehen. Wie dieser Effekt zustande kommt, ist natürlich bei jeder von uns ganz individuell.

Ich bin zu Beginn meiner Patchwork Reise über die amerikanische Künstlerin Jinny Beyer gestolpert. Ihre Quilts sind unglaublich faszinierend und handwerklich eine Wucht. Sie benutzt meist mehr als 50 (!) verschiedene Stoffe in ihren Quilts und erreicht damit eine Tiefe und Wirkung, die  mich sehr inspiriert.

Das ist es, was ich auch erreichen will! 😄
Entsprechend kaufe ich meine Stoffe ein. Es kommen auch Farben in den Einkaufskorb, die ich sonst nicht wählen würde. Das fällt mir nicht immer leicht, denn diese Stoffe übersehe ich auch schnell, weil ich sie nicht mag.

Bei mir sind z.B. schwarz/ graue Stoffe  sehr unterrepräsentiert: weil ich diese Farben nicht besonders schön finde. 😉
Farben "nicht mögen" bedeutet meist: in dieser Farbe würde ich mir kein Kleidungsstück oder etwas für die Wohnung kaufen.

Nur trägst du beim Patchwork-Nähen die Farbe ja nicht, sondern sie soll eine gewisse Wirkung im Gesamtbild hervorrufen. Manchmal ist es genau diese eine Farbe, die wir "bäh" finden, die in deinem Quilt den "Wow-Effekt" hervorruft. Mit diesem Gedanken die Stoffregale im Laden zu betrachten, eröffnet dir völlig neue Horizonte. 🤗

So ein Stoff hat ja meist nicht nur eine Farbe, außer bei Unis, sondern auch ein Muster.
Dabei gibt es zwei grundlegende Unterschiede: allover Muster, wie z.B. Blumen, Ranken, grafische Elemente etc.
Und es gibt sogenannte "Motivstoffe"; auf diesen Stoffen findest Du ein bestimmtes Thema mit meist recht großen Elementen (das sich natürlich auf dem gesamten Stoff auch stetig wiederholt). 

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Stoffe von Wilmington Prints: Russian Spirals grey | Quiet bunny and the night song

Ich habe mir angewöhnt, wenn ich Stoffe für ein Projekt zusammen suche, dass ich darauf achte, nicht nur gleiche Motive zu wählen.
Der Trick dabei ist, die Farbe auszublenden und Stoff als schwarz-weiß Bild zu betrachten. Ein Quilt, in dem z.B. ausschließlich florale Motive verwendet werden, kann trotz Farbenvielfalt, fade wirken. 

Bei Motivstoffen gibt es noch einen weiteren Aspekt. Der hängt allerdings von dem Ausmaß deines inneren "Monks" ab. 🥴

Manche Motive laufen allover über den Stoff und haben dabei unterschiedliche Richtungen. Viele Motive haben jedoch ein eindeutiges Oben und Unten ... Nähst du mit diesem Stoff ein Muster, kann es vorkommen, dass der Stoff dann "auf dem Kopf steht". Wen es nicht stört - perfekt.

frau-richstein-stoff-motiv-ohne-richtungBeispiel: Bei den Totenköpfen wird es letztendlich egal sein, wie das zugeschnittene Teil im Top vernäht wird – die Köpfe zeigen in alle Richtungen, irgendeiner von ihnen wird immer Kopf stehen. 😂

Bei den Tigern hingegen gibt es nur eine einzige Richtung – sonst ist der Tiger "verkehrt" herum. Hier kommt es auf den Zuschnitt und die Größe an. Sollte der Tiger im Ganzen zu sehen sein, und vielleicht sogar eine zentrale Position haben, dann würde ich persönlich die Krise kriegen, wenn er auf dem Kopf stünde. 🤪

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frau-richstein-stoffrichtungWie gesagt, es kommt sehr darauf an, an welcher Stelle der Stoff landen wird. Bei dem Stoff mit den chinesischen Schriftzeichen habe ich es "verkraften" können, dass der Stoff auch mal horizontal verläuft. Denn sonst hätte der Stoff nicht gereicht. Es stört mich wirklich nur ein klitzekleines bisschen 😉 (auch wenn ich nicht mal chinesisch kann).

 

 

Dennoch achte ich bei der Auswahl meiner Stoffe, inwieweit mich die Ausrichtung des Musters oder Motivs beim Nähen einschränken könnte.

 

Ordnung ist das halbe Leben

Die neuen Stoffe sind bei dir eingezogen und brauchen nun natürlich einen Platz.
Wenn du das Glück hast und über einen eigenen Hobbyraum verfügst, bieten sich Regale, Schränke, Kommoden an. 🗄️

Manche nutzen sogar ein Hängeregister und falten die Stoffe entsprechend, um sie übersichtlich dort zu verstauen. Auf Pappe gewickelt können die Stoffe wie Miniballen in Regale gestellt werden.

Da ich für eine möglichst staubfreie Aufbewahrung plädiere, bin ich ein Fan von Boxen, Kisten, Schachteln usw. Meist müssen wir uns irgendwo in der Wohnung eine Ecke zum Nähen abknapsen.

Ich habe jahrelang meine Stoffe in durchsichtigen Boxen verwaltet. Nach Farben sortiert, waren sie gut stapelbar, übersichtlich und leicht unterzubringen.
Jetzt "wohnen" meine Schätze schön übersichtlich sortiert in einer Schrankschublade (ok, ich gestehe, der gesamte vierteilige 2m-Schrank ist ein "Näh-Schrank" 😇).

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Ein großes Thema, dass seit Jahrzehnten die Patchwork Gemeinde spaltet, ist:
Stoffe vorwaschen oder nicht?
Die einen verstauen keinen neuen Stoff im Schrank/ Regal/ Box, ohne ihn gewaschen zu haben. Andere waschen die Stoffe erst, wenn der
Quilt fertig gestellt ist. 

Ich persönlich habe noch kein Schreckenserlebnis mit abfärbenden oder eingelaufenen Stoffen gehabt und habe bereits beides vernäht (vor allem, wenn es eine spontane Idee war und schnell gehen muss). 🍀

Ich bin ein Freund vom Vorwaschen der Stoffe, wobei ich natürlich helle und dunkle Stoffe separat wasche. Ich mag allerdings auch das Gefühl neuer Stoffe beim Nähen nicht – das ist die Appretur des Stoffes. Manche finden diese gerade besonders gut, weil der Stoff beim Zuschneiden nicht so nachgibt oder sich verzieht. Wie alles im Leben hat auch Patchwork hier und da seine zwei Seiten.

Wenn ich jedoch ein größeres oder besonderes Projekt vorhabe, wie eine Decke oder vernähen der Lieblingsstoffe, dann wasche ich die Stoffe vor!
Denn auf die unliebsame Überraschung von Einlaufen und "ausbluten" einer Farbe kann ich verzichten. (Ist mir glücklicherweise noch nie passiert.)  

Womit ich mir wirklich Mühe mache, ist das knappe zuschneiden der offenen Kanten mit der Zackenschere. 🤭
Das verhindert ein übermäßiges ausfransen (= kann bis zu 1-2 cm sein, die je nach Stoff "Abfall" sind) und Fadensalat in der Waschmaschine. In den Schrank kommen die Stoffe dann auch nur im gebügelten Zustand. (Aber das Bügeln macht im Gegensatz zum Blusen bügeln echt Spaß.) 😉

Bei Wandbehängen und Taschen bin ich weniger heikel: ich wasche die Stoffe nicht zwingend vor und sie werden nach dem letzten Stich nur dampfgebügelt und landen dann gleich an der Wand. 😄

 

Muss es immer neuer Stoff sein

Nein! – natürlich nicht. Prinzipiell kannst du Patchwork nähen, ohne einen Stoff kaufen zu müssen. Du verwendest aussortierte Kleidungsstücke, Vorhang- und Möbelstoffe, Bettwäsche, Tischwäsche usw. 

Es ist reine Geschmacksache: bei mir landen Bettwäsche und Laken gerne als Rückseiten bei Wandbehängen, kleineren Projekten oder als Tascheninnenfutter. Je nachdem wie schön die Bettwäsche noch ist, wird sie als Rückseite für eine Decke verwendet.

Beispiel: Die Rückseite meines "Sommer-Samplers" ist der Bettbezug aussortierter KinderBettwäsche. 😊

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Jeansbeine eignen sich hervorragend als Taschenhenkel.
Vorderteile von robusteren Oberhemden mit Brusttasche sind toll als Innenfutter für Taschen.
Molton und Biberbettwäsche funktionieren prima als Vliesersatz.

Gemusterte, bunte Baumwolle von Hemden und Blusen können ganze Patchwork Tops entstehen lassen – ohne als Upcycle Projekt erkannt zu werden. Selbst Krawatten lassen sich wunderbar verarbeiten, die schreien förmlich nach einem "Dresden Plate" oder "Grandmother's fan".

Schwierig wird es bei Stoffen, die sehr dehnbar oder dünn sind, wie z.B. T-Shirts mit tollen Motiven. Damit zu nähen erfordert meist eine extra Schicht Bügelvlies, um das Material zu verstärken.
Allerdings würde ich leichte Stoffe niemals in einer Decke oder Tasche verarbeiten; dass diese mit der Zeit reißen, ist leider wahrscheinlich.

Eine weitere tolle Möglichkeit ist tauschen. Wir langjährigen Quilterinnen haben alle unsere Leichen im Keller:
Stoffe, bei denen wir uns fragen, warum wir den nur gekauft haben. 🤪
Aber was der einen ein Dorn im Auge, ist der anderen eine Freude – frage herum, wenn du bestimmte Stoffe suchst, denn jemand hat bestimmt etwas passendes im Fundus, was ihr selber nicht mehr gefällt. Stoffe tauschen ist klasse! 

Wenn du auch einmal an einem Stoff-Tausch-Event teilnehmen möchtest, schreibe mir eine Email 🤗

Shoppen in Übersee

Online einkaufen funktioniert natürlich auch über den großen Teich, allerdings gibt es hierzu einiges zu beachten. 🇺🇸 (Dasselbe gilt für Stoffe aus UK 🇬🇧 – fallen auch unter Importe aus einem Drittland.)

Prinzipiell sind Stoffe in den USA weitaus günstiger als hierzu Lande; kein Wunder, die meisten Stoff Hersteller sind US Firmen. Es entfallen - erst einmal - die Importkosten auf den Stoffpreis. Viele Anbieter versenden allerdings erst gar nicht nach Europa. 

Deswegen beachte auf den Seiten genau die Versandbedingungen: es gibt z.B. Pauschalen, die sich nach dem Bestellwert richten, andere Anbieter berechnen nach Gewicht (und glaube mir, Stoff kann ganz schön viel wiegen). 

Der Preisunterschied macht sich natürlich besonders bemerkbar, wenn du denselben Stoff hier oder in den USA kaufst. Allerdings ist es schwierig auf diese Weise zu sparen: den Stoff, den du dir hier aktuell ausgesucht hast, ist den USA bereist seit einem halben oder ganzen Jahr im Angebot ... oder bereits nicht mehr zu haben. Die Kollektionen werden mitunter sehr viel später nach Europa geliefert. 

Du solltest immer vorab berechnen und Preise vergleichen, ob sich die Ersparnis bei einem Kauf wirklich lohnt, zumal du die Stoffe aus den USA lediglich in einer Breite von einem Yard erhältst (ca. 91cm). 

Wenn es sich natürlich um einen Stoff handelt, den du unbedingt haben willst, der hier allerdings nur schwer oder gar nicht zu bekommen ist, solltest du dich mit dem Thema beschäftigen. Im Zuge deiner Berechnungen macht es Sinn, andere zu fragen, ob sie sich beteiligen wollen und ihr euch so die Kosten teilen könnt.

Zu deiner Bestellung kommen am Ende natürlich noch die Abwicklung und Kosten beim Zoll. Meist musst du dabei nicht mehr viel machen, es kann aber auch passieren, dass du zur nächsten Zollstelle fahren musst und du vor Ort aufgefordert wirst, das Paket zu öffnen. 

Die Modalitäten können sich natürlich auch jederzeit ändern, da solltest Du Dich informieren, wie der aktuelle Stand bei Einfuhrbestimmungen und Zollgebühren ist.

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Quelle: wise.com 

 

Andere Sichtweisen

Ich hoffe, dir konnten meine Tipps zum Thema "Stoffe kaufen" aus Teil 1 und Teil 2 weiter helfen, Dich inspirieren und andere Sichtweisen bieten. 

Vielleicht siehst du nun auch gebrauchte Stoffe in einem ganz anderen Licht und stöberst in deinen Schränken nach potentiellen Patchworkmaterial. 

Schreibe mir doch deine Erfahrungen und Tipps, nach welchen Kriterien du Stoffe auswählst. Ich bin gespannt, was du mir Neues beibringen kannst.

Viel Spaß bei deinem nächsten Stoff Einkauf 📦

Liebe Grüße Katja